Gleich einer späten Liebe,
Die lang in sich geruht,
Bricht sie mit mächtgem Triebe
Jetzt aus in Purpurglut.
„Die lang in sich geruht …“
wie wahr!
Nicht nur die Pfingstrosen meines Gartens,
ruhen lange in sich – oft jahrelang –
bis sie solche herrliche Blutenpracht hervorbringen,
nein,
auch meine gestickte Pfingstrose hat viel Muse
und Zuwendung gebraucht, bis sie endlich endlich
gediehen war.
Des Frühlings reichstes Prangen
Fast ist es schon verblüht –
Die zeitig aufgegangen,
Die Rosen sind verblüht.
Doch leuchtend will entfalten
Päonie ihre Pracht,
Von hehren Pfingstgewalten
Im tiefsten angefacht.
Nicht mehr das „Entfalten“,
sondern das „Vergehen“
ist den Gartenpfingstrosen nun vorgesehen.
Doch darüber brauche ich heuer erstmals
nicht mehr traurig sein,
denn nun kann ich ihr Ebenbild betrachten,
an meiner Wand,
wann immer ich es will!
(Gedicht „Pfingstrose“ von Ferdinand von Saar)