Eintausendzweihundert Stunden!
Mindestens!
Eintausendzweihundert Stunden meines Lebens habe ich diesen Sommer draußen verbracht. Mit denken und reden und gärtnern und essen und schwimmen und sitzen und träumen …
mit leben eben!
Eintausendzweihundert Stunden!
Mindestens!
Bis jetzt …
Über unsere Sofas, Feuteuils und Ohrensessel hätten wir getrost weiße Laken ausbreiten können, denn die verstauben unbenützt und vereinsamt da drinnen im Haus. Die Küche benützen wir zwar noch, aber der Esstisch ist mittlerweile eher zu einer großen Abstellfläche zwischen Herd und Terrassentisch verkommen. In einer gemütlichen Runde daran zusammengesessen hat dort seit Monaten keiner mehr.
Outdoor Living – draußen leben – hat in diesem herrlichen nichtendenwollenden Sommer eine ganz neue Dimension erreicht. Zumindest für Sommerkinder, Sonnenanbeter, Gartenenfreaks und Freiluftenthusiasten. Also für Menschen, wie mich! An manchen Tagen – eigentlich an allen arbeitsfreien Tagen seit April – ging ich morgens zwischen sechs und halb sieben mit der Kaffeetasse ins Freie und erst zur Schlafenszeit wieder zurück ins Haus. Mal von kleinen Stippvisiten in der Küche oder im Badezimmer abgesehen, sind das fünfzehn, sechzehn Stunden täglich – eintausendzweihundert insgesamt, mindestens …. bis jetzt!
In so vielen Stunden des Draußenlebens, haben sich natürlich Gewohnheiten und Rituale etabliert. Für jede Tageszeit gibt es mittlerweile einen Lieblingsplatz. Der Morgenkaffee wird in der kleinen Eingangslounge getrunken. Dort ist es morgens schattig und erfrischend kühl – genau der richtige Ort also, um wach zu werden und den Tag zu beginnen.
Für die Mahlzeiten trifft man sich dann am großen Tisch auf der Holzterrasse. Ein einfacher billiger Pavillon schafft hier zur brütend heißen Mittagszeit genügend Schatten und lässt dennoch jedes angenehme Lüftchen durch. Gegessen wird ja ohnehin nicht viel. Ein bisschen Brot, ein wenig Käse und süße Trauben. Der feine Duft der Rosmarinbüsche, die gleich daneben auf der Sitzbank stehen, verstärkt noch die Illusion, dass man sich eigentlich an einem Ort viel weiter südlich befindet, auf Sardinien etwa – oder Sizilien.
Abends, wenn die Sonne sich längst schon hinter das Haus verzogen hat, ist es hier dann erst recht gemütlich. Bei Kerzenschein und Wein verplaudert sich die Zeit ganz von alleine. Oder falls man den Tag lieber schweigend beschließen möchte, lehnt man sich einfach auf einer der Liegen zurück und schaut den fallenden Sternen zu.
Eintausendzweihundert Stunden draußen leben, meine Lieben, das ist schon eine ganze Menge. Da nehmen wir uns heuer bestimmt einiges an sommerlichen Energien mit, für die kühleren, dunkleren Tage. Da bleibt wohl einiges an Sonnenschein und Helligkeit im Herzen hängen … hoffe ich zumindest.
Wo immer ihr diese heißen Tage auch verbracht haben mögt, ihr Lieben, ob drinnen in eurem kühlen Heim oder draußen an einem schattigen Plätzchen, ich wünsche euch von Herzen, dass ihr die Zeit geniessen konntet. Habt noch einen wunderschönen Mittwoch und eine feine restliche Woche!
Bis bald
Eure Hilda