„… solange es den Klatschmohn gibt, wird das Leben weiter gehen …“, Sohrab Sepehri
„Life should go on, as long as there are poppies“, Sohrab Sepehri
Guten Morgen, meine Lieben da draußen!
Wer von euch ist, genau wie ich, Anhänger des englischen Gartenstils?
Wer noch, außer mir, liebt fein aufeinander abgestimmte Farbkombinationen
in rosa, blau und weiß?
Good morning, my dear friends!
Are there any lovers of the English garden-style among you out there?
Anyone else, who loves borders in soft color combinations of pink & blue & white?
Yes?
Well, then you may know that special feeling:
In the middle of the border carefully planted in tender cool colors
one bright red flower!
Like a slap in your face! Wham!
Ja?
Oh, dann werdet ihr das Gefühl sicher kennen:
Mitten in euren zart rosé-angehauchten Pflanzungen im silbriggrünen Bett
plötzlich eine Gruppe knallroter Blüten!
Wie ein Schlag ins Gesicht! Klatsch!
Doch, obwohl der Anblick dem so lange trainierten Auge beinahe fühlbar weh tut,
regt sich da etwas ganz ganz tief in der Seele:
Es sind Erinnerungen an die Sommer von damals.
An die herrlichen Tage, als ihr ganz oben auf dem Heuwagen gesessen seid,
eure nackten Füße lustig runter baumelten
und ihr an Kornfeldern vorbei fuhrt, in denen sich rote Punkte sanft im Wind wiegten.
An jene Tage, an denen ihr später nochmal zurück gelaufen seid,
um einen Strauß jener Blumen zu pflücken,
die in euren Augen von damals, die herrlichste Farbe der Welt trugen.
Oder, wenn ihr das selber niemals erlebt habt,
so sind diese Bilder da – aus einem eurer Kinderbücher vielleicht
oder aus einem Film, der im Ferien-Schlechtwetterprogramm lief
oder zumindest einem alten Werbespot.
Auf jeden Fall, ganz bestimmt, sind sie da!
Und auf einmal ist dieser knallrote Stilbruch sympathisch, fast schon entzückend …
But – only a short time later – after the first shock has subsided
old memories are rising.
Memories of hot Summers and fragrant hay and rippling golden grain fields with many red dots popping out of the gold.
Memories of the many bouquets of these flowers you tried to carry home
and the frustration about the fact, that there were almost no flower petals left,
when you finally arrived.
Well …. maybe not everybody feels like that, at the sight of a red poppy flower,
but I do!
Year by year!
And year by year I am in a dilemma, when I see one of the red flowers:
Leave it or weed it …
Na gut!
Möglicherweise erlebt diesen Gemütszustand nicht jeder
beim Anblick von Klatschmohnblüten im eigenen Garten,
aber mir geht es so.
Jahr für Jahr!
Und Jahr für Jahr spüre ich kurz eine innere Zerrissenheit, wenn ich sehe,
dass zwischen meinen rosaroten Rosen und hellblauen Storchenschnäbel eine rote Blüte erscheint:
Ausreißen oder stehen lassen …
Dies ist in Wahrheit nicht die einzige Gegensätzlichkeit,
die diesem knallrotesten „Unkraut“ der Welt innewohnt:
Auf filigranen silbriggrünen Stielen
balancieren hauchdünne seidig-rote Blütenblätter.
Selbst der kleinste Windhauch bringt sofort Bewegung in diese elfenhaften Blume!
Und wird die Bewegung heftiger fallen gleich die Blütenblätter.
An manchen windigen Tagen ragen in meinem Garten abends nur noch die zarten Stiele in die Luft – entweder mit einer Samenkapsel oder einer Knospe dran.
Doch schon am nächsten Morgen ist der Garten wieder übersät mit roten Blüten.
Denn: So zerbrechlich der Klatschmohn auch wirkt,
er ist dennoch von erstaunlich robuster Natur.
Schon seit mehreren Tausend Jahren begleitet diese Blume die Menschheit,
manche Forscher behaupten sogar, seit der Steinzeit.
Seit Beginn des Ackerbaus, so heißt es, werden die Samen
– zusammen mit der Getreidesaat – in der ganzen Welt verbreitet.
Zumindest bis Mitte des vorigen Jahrhunderts.
Dann begann der Mensch seine Getreidefelder mit der chemischen Keule zu bearbeiten
und nahm damit dem Klatschmohn seinen natürlichen Lebensraum.
Beinahe hätte diese so alte Wildpflanze das nicht überlebt.
Nun, beinahe!
Waren jahrzehntelang diese roten seidigen Blüten nur noch selten zu sehen,
sind sie heutzutage wieder weiter verbreitet.
Die findige Blume hat sich Ausgleichsflächen gesucht
und besiedelt nun frisch aufgeschüttete Straßenböschungen,
Schuttplätze, Baustellen ….
… und natürlich private Gärten.
Wo immer der zarte Samen eine freie Fläche findet,
lässt er sich nieder.
Die Loki Schmidt Stiftung hat den Klatschmohn zur „Blume des Jahres 2017“ ernannt.
Damit soll der auffällige Sommerblüher als Mahnmal dienen (einmal mehr ….).
Dieses Mal stellvertretend für alle Ackerwildblumen, die durch die exzessive Bewirtschaftung
ihren Lebensraum verloren haben und nun vom Aussterben bedroht sind.
Und aus all diesen Gründen, bin ich glücklich,
dass sich diese Wildblume meinen Garten ausgesucht hat,
um sich hier anzusiedeln.
Natürlich darf sie weiterhin wachsen und gedeihen und vermehren …
Und wo immer sie auch aufgehen mag, dort darf sie blühen.
Since decades of years, the Read Poppy (Papaver rhoeas) is losing more and more its natural habitat. A German fondation – the „Loki Schmidt -Foundation“ appointed the Red Poppy to the
„Wildflower of the Year 2017“.
Therefore, it makes me all the happier, that this flower has chosen my garden as one of its habitats.
And of course, I will farther let it grow …
Have a wonderful rest of the week, my dearest friends.
Thank you for spending some of your time to my blog
and thank you even more for leaving a comment!
Hugs
Hilda
Ich hoffe, meine Lieben, ihr nehmt es mir nicht übel,
dass ich schon wieder „Kindheitserinnerungen“ bemühe,
aber momentan ist mein ganzer Garten voll davon …
Danke für euer Kommen und für die vielen lieben Kommentare zu meinem Kirsch-Post.
Beim nächsten Mal werde ich wieder vollkommen aus meinem Erwachsenenleben plaudern,
versprochen!
Lasst es euch bis dahin gut gehen,
genießt die paar sommerlichen Tage, auf die wir geradewegs zusteuern
und macht es euch an eurem Lieblingsplatz gemütlich – am besten inmitten von blühenden Wildblumen …
Bis bald
Hilda